Das Bilderbuch „Haselnusstage“ war auch ein Geschenk meiner Mutter. Ich glaube, ich habe es zum achtzehnten Geburtstag bekommen und ihr Kommentar, als ich es ausgepackt hatte, war: „Es ist sehr berührend und sehr besonders.“ Und wie Recht sie hatte; dafür spricht nicht nur der Aufkleber mit dem deutsch-französischen Jugendliteraturpreis, sondern auch meine Reaktion, nachdem ich das Buch gelesen hatte.
In dem Buch beschreibt ein Junge die Beziehung zu seinem Vater. Sie ist sehr komplex und von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Er kann seinen Vater unglaublich lieb haben und stolz auf ihn sein, vor allem wenn er Menschen oder Tiere nachmacht. Dann ist er aber auch mal sehr sauer auf seinen Vater, besonders wenn er die Nebelschwaden in den Augen seiner Mutter bemerkt, für die sein Vater so regelmäßig sorgt.
Das Buch wird von kraftvoll aber simpel gestalteten Bilder des Künstlers ZAÜ begleitet, die für mich ausnahmsweise mal nicht den besonderen Reiz des Buches ausmachen, auch wenn sie wirklich toll sind. Der Reiz liegt für mich hier ganz eindeutig in der Geschichte und besonders im Ende, bei dem jede*r einen horizonterweiternden Aha-Moment erleben sollte. Das Bilderbuch ist daher nicht nur künstlerisch, sondern auch (und das ganz besonders) pädagogisch sehr bereichernd. Ich war noch eine ganze Weile nach dem Lesen nachdenklich und habe über das Thema und die Beziehung zwischen den beiden nachgedacht.
Ich bin mir sehr sicher, dass das Buch sowohl für Erwachsene als auch für Kinder geeignet ist, beide sollten den Aha-Moment am Ende haben, der das Buch so wertvoll für mich gemacht hat. Kinder vielleicht noch ein bisschen mehr als Erwachsene, ich kann mir förmlich vorstellen, wie sich für sie plötzlich eine ganz neue erweiterte Welt auftut, in der nicht immer alles schwarz und weiß und so einfach zu erklären ist, wie es ihnen vielleicht vorkommen mag.
Emmanuel Bourdier und ZAÜ: Haselnusstage. Minedition. ISBN: 978-3-86566-323-8. 40 Seiten. Preis: 14,95€.
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