Vielleich ist einigen von Euch der Name Erlbruch schon ein Begriff. Am ehesten werdet Ihr wahrscheinlich den Vater von Leonard Erlbruch, Wolf Erlbruch, kennen, da dieser ein sehr bekannter Illustrator bzw. Bilderbuchautor in Deutschland ist. Sein bekanntestes Werk ist wahrscheinlich „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“. Das war auf jeden Fall ein Buch, was mich durch meine Kindertage begleitet hat und auch heute noch in vielen Buchhandlungen in den Bilderbuchregalen zu finden ist. So ist es nicht verwunderlich, dass ich bei meiner regelmäßigen Suche nach neuen Bilderbüchern, schließlich auch beim Peter Hammer Verlag und somit bei Wolf Erlbruch gelandet bin. Bei dieser Gelegenheit habe ich mir dann auch gleich mal das Profil seines Sohns auf der Seite des Verlags angeschaut. Ich kannte die Illustrationen von Leonard Erlbruch bisher nur aus einem Postkartenkalender, den ich zu Weihnachten bekommen hatte, und war neugierig, welche Bücher es von ihm gibt. Und dabei bin ich schließlich auf das Buch „Ich wünsch mir einen Engel“ gestoßen, was gerade letztes Jahr erschienen ist. Ich war ganz verzaubert von den Bildern, als ich einen virtuellen Blick ins Buch warf und etwas enttäuscht, als ich nach zwei drei Seiten nicht weiter klicken konnte. Weil das Buch aber so teuer (24 €) ist, habe ich beschlossen es erstmal ruhen zu lassen und zu schauen, ob ich es später immer noch haben wollen würde. Im Verlauf des letzten Monats musste ich immer wieder daran denken und so habe ich es mir schließlich diese Woche gekauft. Gestern saß ich dann ganz verzückt in der Küche und habe mir das Buch angeschaut, während ich parallel meinen Mitbewohner*innen immer wieder meine liebsten Seiten gezeigt habe. Die Freude war groß, das könnt Ihr mir glauben!
Aber worum geht es denn überhaupt in dem Buch? 1993 hatte sich die Mutter von Leonard Erlbruch, Brigitte Horn-Samstag-Erlbruch (was ein Name, oder?), einen Engel zum Geburtstag gewünscht. Aber anstelle eines pausbäckigen rosa Etwas malte ihr Leonard eine ordentliche Ratte mit Flügeln. Aus diesem einstigen Wunsch wurde eine Tradition, so dass der Sohn der Mutter jedes Jahr zum Geburtstag und zu Weihnachten einen neuen Engel in den verschiedensten Formen und Farben malte. Meine Mitbewohner*innen kommentierten dazu: „Wahnsinn, auf so viele verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten muss man erstmal kommen.“. So kann man sich also nun in dem Buch vom Jahr 1993 bis ins Jahr 2019 blättern und die verschiedensten Formen von Engeln bewundern. Es ist wie ein Spaziergang durch einen kreativen Kopf und durch mehr als zwei Jahrzehnte, bei dem man zugleich auch die künstlerische Entwicklung von Leonard Erlbruch beobachten kann. Daher stelle ich mir dieses Buch auch als besonders schön für Leute mit einer großen Kunstinteressiertheit vor oder auch für Menschen, die gerne einfach verschiedene Motive auch ganz ohne Geschichte auf sich wirken lassen. Für Kinder halte ich sie für weniger geeignet, da eben keine Geschichte durch das Buch und die Bilder leitet und sich somit der Sinn hinter den Bildern für Kinder nur schwer erschließt. Es gibt keinen Spannungsbogen, der sie und ihr Interesse in Atem hält. Kinder könnten vielleicht auch Spaß daran haben, sich die Bilder anzuschauen, allerdings habe ich selbst als Kind erlebt, dass mir einmal ein Bilderbuch („Die Schmetterlingswerkstatt“, auch ein Buch von Wolf Erlbruch) zu früh gegeben wurde, weshalb ich es bis heute nicht mag, obwohl es eigentlich ein wirklich schönes Buch ist. Ich habe es aber als Kind nicht verstehen und einordnen könnten, weshalb ich immer mit einen halb-irritierten wirren Gefühl nach dem Lesen/Anschauen des Buches zurückgeblieben bin. Das Durchgehen und Entdecken der verschiedenen Formen und Gestaltungen in „Ich wünsch mir einen Engel“ bedarf dementsprechend vermutlich einigen Aufwand von Seiten der erwachsenen Person, um die Inhalte für das Kind richtig einzuordnen. Hinzukommt, dass die Illustrationen von den Erlbruchs zwar sehr kreativ und definitiv eine Eigenmarke sind, genau deswegen aber auch teilweise für mich als Kind etwas abschreckend und zu abstrakt waren. Das würde ich also auch bei diesem Bilderbuch unbedingt im Hinterkopf behalten. Grundsätzlich ist „Ich wünsche mir einen Engel“ aber ein sehr schönes Buch, was überraschte „Ohs“ und „Wows“ aus mir entlockt hat, weshalb ich es auf jeden Fall an diejenigen unter Euch weiterempfehlen würde, die sich gerne mit Kunst überschütten und über verschiedene kreative Anreize freuen.
Bilder aus Leonard Erlbruch: Ich wünsch mir einen Engel © 2020 Peter Hammer Verlag GmbH, Wuppertal.
Leonard Erlbruch: Ich wünsche mir einen Engel. Peter Hammer Verlag. ISBN: 978-3-7795-0644-7. 64 Seiten. Preis: 24,00€.
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